Und täglich grüßt das Murmeltier, so in etwa muss sich Bill Murray gefühlt haben, als er den gleichen Tag immer und immer wieder erlebte. So machte ich mich wieder fertig und schob mein Trike auf die Straße, damit ich ohne Kupplung losfahren konnte, um mich abermals auf den Weg in die Werkstatt machen zu können. Und wieder war ich um 9 Uhr in der Werkstatt, allerdings war heute kein Chaos auf dem Hof und ich konnte das Trike ohne Probleme abstellen. Heute kam mein Trike tatsächlich auf die Bühne und wurde repariert. Es war das absolute Highlight in der Werkstatt und wahrscheinlich wird es wohl das einzige Trike bleiben, das mit dieser Hebebühne den Boden verlässt. Der Mechaniker hat alles hinbekommen und wurde während der Reparatur nicht nur ein Mal fotografiert und gefilmt. Aber eine Sache machte ich ihm Probleme – das Entlüften. Man muss aber dazu sagen, dass das Entlüften beim Trike etwas verzwickter ist, als bei einem Auto.
Als das Entlüften wiederholt nicht geklappt hat, habe ich ihm angeboten, dass wir das Trike von der Bühne nehmen, dann kann er sich schon mal um die wartenden Kunden kümmern und weiter machen. Ich kann mich dann im Hof um das Entlüften kümmern, weil man hierfür keine Hebebühne benötigt. Gesagt – getan und nach dem üblichen Gezeter hatte ich schon bald wieder guten Gegendruck beim Treten des Kupplungspedals.
Gekostet hat das Ganze dann 50 EUR und ich war happy und zuversichtlich, dass die Kupplung jetzt wieder funktioniert. Der Punkt, an dem die Mitnehmerscheibe Kontakt mit dem Schwungrad bekommt, hatte sich nun deutlich nach oben verlagert und war zu Beginn total ungewohnt. Ungefähr so, wenn man mit dem linken Fuß auf die Bremse tritt, da macht man auch erst mal ne Vollbremsung. 😂
Ich hab dann gleich noch eine kleine Testfahrt unternommen und bin bei dieser Gelegenheit zum Tanken gefahren. Anschließend noch schnell zum Eroski zum Einkaufen, weil mir langsam die Getränke und das Essen ausgingen. Die Kupplung hatte die kleine Testfahrt gut überstanden. Ich plante dann für später noch eine Tour rund um die Insel, aber jetzt musste ich erst mal Pause machen, weil das Bücken und Verbiegen beim Arbeiten am Trike einfach Gift für meine Wirbelsäule ist. Allerdings werden die Schmerzen durch die freigesetzten Glückshormone etwas unterdrückt, was sehr trügerisch ist, denn wenn der Hormonspiegel wieder sinkt, bekommt man die Rechnung für jede zusätzliche Belastung, die man während der Glücksphase auf sich genommen hat. Das ist wie im Rennsport, jede Kurve hat eben ihr Limit, egal wie breit die Schlappen sind.
Am Abend bin ich dann eine schöne Tour über die Insel gefahren über Ibiza Stadt, Platja des Jondal, San Jose und San Josep, San Antonio und weiter nach Santa Agnes, Sant Mateu, Santa Gertrudis und wieder zurück nach Santa Eularia.
Die Tour war wunderschön und allem Anschein nach, ist der Kupplungsdruck wieder stabil. An den verlagerten Kontaktpunkt der Kupplung hatte ich mich schnell gewöhnt und nicht länger darüber nachgedacht. Es ist immer wieder interessant, was der Mensch doch für ein Gewohnheitstier ist und sich aber trotzdem in kurzer Zeit auf neue Situationen einstellen kann. Mit diesen wunderschönen Impressionen und mit der Vorfreude auf die kommenden Tage mit einem funktionierenden Trike habe ich diesen Tag ausklingen lassen. Davon abgesehen war ich auch ganz schön am Ende, weil es ein actionreicher Tag war. Buenas Noches…
Heute ist es soweit. Mein Trike wird repariert und ich kann wieder damit auf der Insel rumfahren. So war ich also Punkt 9 Uhr in der Werkstatt, wie am Vortag vereinbart. Allerdings herrschte dort Chaos.
Der Hof war voll mit Autos kreuz und quer. Als mich der Mechaniker sah, konnte ich schon in seinen Augen sehen, dass das heute eher nichts wird. Stattdessen haben wir den Termin einfach um einen Tag verschoben. Na ja, zumindest hatte jetzt der Chef selbst mit mir den Termin vereinbart. Ich hab dann mein Trike wieder per Schieben aus dem Hof raus rangiert, weil es ohne Kupplung leider nicht anders möglich ist, auf engem Raum das Fahrzeug zu bewegen. So bin ich also wieder ohne Kupplung enttäuscht nach Hause gefahren. Na ja, dachte ich mir, zumindest hab ich jetzt ein vernünftiges WLAN und kann an meinem Blog weiter schreiben.
Willy hat dann angefragt, ob ich mit ihm um 18 Uhr zu Hildegard fahre, eine Freundin von Willy, weil er ihr zeigen möchte, wie sie mit seinem WLAN-Gerät ein besseres Netz zur Verfügung hätte. Ich hab dann zugesagt, weil ich Willy eine Gefallen erweisen wollte. Irgendwie war Willy ziemlich gestresst und als wir bei Hildegard ankamen, stellte sich auch noch heraus, dass das Ganze gar nicht für heute, sondern für den nächsten Tag ausgemacht war. Oje, so ein Mist. Aber da wir schon mal hier waren, sind wir auch geblieben und das Vorhaben in die Tat umgesetzt.
Willy hat also seinen LTE WLAN Router eingesteckt und siehe da, er hat sofort funktioniert. Ja klar hat er funktioniert, ist ja schließlich kein Apple. 🤣 Hildegard hatte auch noch einen Drucker, der nicht drucken wollte. Also haben wir gleich einen kompletten Testlauf realisiert, wohlwissend, dass es NICHT die finale Lösung sein würde, weil ja Willy seinen Router natürlich wieder mitnimmt. So habe ich also den Drucker in das alte, bestehende Netzwerk integriert, damit zunächst mal alles funktioniert – wenn auch sehr langsam. Wir wussten ja nicht, wie lange die Lieferzeiten sein würden, wenn Hildegard ihren LTE WLAN Router bestellt. Als dann das nächste Thema mit Überwachungskameras angeschnitten wurde und so ganz subtil darauf gehofft wurde, dass ich mich bereit erkläre, das auch noch zu machen, musste ich also wieder meine Geschichte erzählen und dass ich jetzt doch bitteschön gehen möchte, weil mir vor Schmerzen schon der Schweiß in den Augen brennt.
Nach getaner Arbeit sind wir dann also endlich wieder vom Hof geritten. Ich war durchgeschwitzt, wie wenn ich gerade aus der Dusche komme – nicht vom arbeiten, sondern vor Schmerzen. Ich wollte nur noch nach Hause und mich Hinlegen, das Einzige was hilft. Nachdem mein Werkstatt Termin auf morgen verlegt wurde, wollte ich auch zur Ruhe kommen, damit ich in der Werkstatt durchhalte. So war also wieder ein Tag vergeudet, wenn man berücksichtigt, dass ich nach Ibiza gefahren bin, um mit dem Trike Spaß zu haben. Na gut, hoffentlich wird das morgen endlich klappen und dieser Misere ein Ende setzen. In diesem Sinn, gute Nacht.
Nachdem das schwindlige WLAN wieder mal rumzickte, machte es nicht viel Sinn am Blog weiter zu schreiben. Ich bin dann lieber zu Willy rüber und hab ihm ein wenig bei seinen Domains unter die Arme gegriffen. Ich hab dann zwischendurch mal das Tracking von DHL bemüht, um nachzusehen, wie weit mein Paket schon ist, damit ich endlich wieder mit meinem Trike fahren kann. Obwohl heute erst Montag ist, wurde es bereits zugestellt. Allerdings stand da, dass es in Palma de Mallorca zugestellt wurde. Ich hatte fast nen Herzstillstand. Soll ich jetzt vielleicht nach Mallorca rüber schippern und mein Paket abholen? Vor allem wo in Palma? Ich bekomme gleich nen Schreikrampf, doch bevor das Ganze jetzt in Mordgedanken endet, hab ich mich auf den Weg zur Werkstatt gemacht, um einfach mal nachzusehen, ob es nicht doch dort zugestellt wurde.
Kaum in der Werkstatt angekommen, signalisierte mir der Mechaniker schon, dass das Paket angekommen ist. Er konnte es zwar im Moment nicht finden, aber es wurde zugestellt. Na gut, dann wird es schon wieder auftauchen. Nachdem wir die halbe Werkstatt auf den Kopf gestellt hatten, haben wir es auf dem Schrank ganz oben gefunden. Das Paket war zwar etwas zerfleddert, aber der Nehmerzylinder war unbeschädigt. Beste Voraussetzungen also, für eine erfolgreiche Reparatur. Der Mechaniker sagte mir, dass ich am nächsten Tag um 9 Uhr hier sein soll, damit wir gleich als Erstes meine Kupplung wieder flott bekommen.
Mit der Aussicht auf baldiges Trikefahren hab ich mich dann wieder vom Acker gemacht. Zuhause angekommen war Schorsch wieder zurück aus Deutschland und ich konnte endlich das Gezeter mit dem WLAN mit Schorsch persönlich besprechen. Schorsch hatte dann noch einige Bauteile rumliegen, unter anderem zwei dLAN Adapter, die sich bestens dafür eigneten, ein sogenanntes dLAN über die bestehenden Stromleitungen zu bauen. Wir hatten Glück, dass die zwei Endpunkte auf der gleichen Phase lagen und somit eine Verbindung hergestellt werden konnte. Schlagartig waren die nervigen WLAN Probleme behoben und ein ungestörtes Schreiben war endlich möglich gewesen.
Willy hatte mich zum Abendessen eingeladen. Bis ich mit dem Netzwerk komplett fertig war, ist Willy noch kurz rüber zum Florida Camping und hat den Sonnenuntergang genossen. Da Abendessen sowieso erst gegen 22 Uhr ist, war das Timing perfekt gewesen.
Ja da schau her, da ist noch jemand aus Deutschland hergefahren. Auf einer Harley ist es noch ne Nummer härter als auf dem Trike.
Jedenfalls hat Willy superlecker gekocht. Es gab Gambas mucho picante in Olivenöl gebraten. Da könnte ich mich reinlegen, so gut schmeckt das! Und dann war da noch die Vorfreude auf den nächsten Tag, wenn ich wieder mit dem Trike über die Insel fahren kann. Mit diesen positiven Gedanken und einem vollen Bauch habe ich den Tag beendet.
Nachdem es gestern doch sehr spät geworden ist, habe ich heute dezente Probleme meine Schmerzen zu dämpfen und meine Sitzbacken aus dem Bett in die Senkrechte zu heben. Allerdings spielt es keine Rolle, weil ich für heute eine Fototour mit dem Auto von Willy geplant habe und keinem zeitlichen oder gesellschaftlichem Druck ausgesetzt bin. Willy fährt heute natürlich in die Cala Nova, um seine Brille bei gutem Tageslicht zu suchen. Obwohl wir beide in Orientierung geschult sind und wissen, wie man eine ordentliche Peilung durchführt, sind die Chancen doch eher gering, dass Willy seine Brille unter den gegebenen Umständen wieder findet. Aber eine Chance gibt es allemal und die Brille ist eine Gleitsichtbrille, die man nicht mal schnell ohne größeren Aufwand ersetzen kann. Ich wünsche ihm jedenfalls viel Glück dabei, denn bei so einem Vorhaben geht ohne Glück schon mal gar nichts.
Ich habe mir noch ein zusätzliches Tablettchen eingeworfen und während ich auf die Wirkung wartete, konnte ich noch ein wenig an meinem Blog weiter schreiben. Die Schreiberei ist ein echter Zeitfresser, wie ich immer wieder feststellen musste. So war es schon Mittag vorbei, als ich endlich zu meiner Fototour aufbrach. Ein Glück, dass Willys Auto mit einer wirklich gut funktionierenden Klimaanlage ausgerüstet ist, so konnte ich trotz der Mittagshitze die Fahrt gut gekühlt genießen. Was gut gekühlt ist, verdirbt nicht, wenn es nicht schon verdorben ist, hehe. Hier mal ein paar Impressionen von meinem Shooting Ausflug…
Ibiza bietet Motive aller nur erdenklichen Genres. Wenn man nur ein paar Wochen Zeit hat und ganz entspannt über die Insel fährt, macht allein das Fahren schon so viel Spaß, dass man oft gar nicht anhalten möchte, um ein paar Bilder zu schießen. Das liegt bestimmt auch an meiner Veranlagung, dass ich einfach für mein Leben gern fahre. Aber ich fotografiere auch gerne und wenn man erstmal anhält, um zu fotografieren, dann zieht sich das meist in die Länge, weil es einfach viel zu viele Motive gibt und man kein Ende mehr finden kann, vor allem wenn man sich für Close Ups und Makros begeistern kann.
Vor allem die ganz kleinen Straßen bringen einen zu wunderschönen Plätzen und Szenerien. Solche Straßen sind zwar meist unbefestigt, aber genau deshalb ist hier auch kein Schwein mehr unterwegs und man ist so ungestört, dass es bei Zeiten auch etwas Meditatives hat. Versunken in Gedanken ist es kaum vorstellbar, dass es Gebiete auf diesem Planeten gibt, die durch die Überbevölkerung des Menschen kurz vor dem Untergang stehen, nur weil sich die Menschen zu Tode ficken. An dieser Stelle möchte ich Albert Einstein zitieren:
Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die Dummheit der Menschen; beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher.
Albert Einstein
Na zum Glück gibt es noch kleine Paradise wie Ibiza – wie gesagt, noch gibt es sie.
Viele Menschen – zu denen ich mich auch zähle, spüren auf Ibiza eine ganz besondere Energie. Es ist sehr schwierig, diese Energie mit Adjektiven zu beschreiben, jedenfalls sie ist durch und durch positiv. Mir vermittelt sie das Gefühl eines inneren Frieden, der durch nichts zu erschüttern ist. Solche Gefühle sind natürlich stets subjektiv und hängen noch vielen anderen Begebenheiten ab. Der Mythos besagt, dass diese Energie von einer kleinen Insel im Südwesten von Ibiza ausgeht – von Es Vedra.
Vielleicht hängt es auch mit dieser magischen Energie zusammen, dass mir Willy per WhatsApp eine phänomenale Neuigkeit schickte. Er hat doch tatsächlich seine Brille wieder gefunden. Er hatte im gepeilten Gebiet bei fast senkrecht stehender Sonne eine Weile gesucht und da lag sie – seelenruhig auf dem Sand am Grund in einer Tiefe von ca. 2,5 Metern.
Mit diesem erfreulichen Ereignis kann dieser Tag entspannt ausklingen. Es ist schon wie ein kleines Wunder, dass Willy unter den gegebenen Umständen die Brille wieder gefunden hat.
Nachdem jetzt das Trike endgültig platt war, will mir Willy eines seiner Autos leihen. Weil das Auto aber gerade Hildegard geliehen hatte, hat er mich am Vormittag abgeholt und wir sind gemeinsam zu Hildegard gefahren, um das Auto dort abzuholen. Dank Willy hatte ich also wieder einen fahrbaren Untersatz.
Willy ist dann gleich weiter gefahren zur Cala Nova, aber diesmal ganz an den nördlichen Rand, weshalb er Sorge hatte, dass ich es später vielleicht nicht finden könnte. Ich bin dann gleich mal zum Einkaufen zu Eroski gefahren, weil ein leerer Kühlschrank immer so traurig aussieht.
Irgendwann am Nachmittag bin ich dann auch in die Cala Nova gefahren und hab versucht, Willys abgelegenen Platz zu finden. Aber mit einem halbwegs modernen Smartphone ist es wahrscheinlich sogar unmöglich, etwas nicht zu finden. Da war es schon deutlich schwieriger einen Parkplatz zu finden, weil heute Samstag war und paar Leute mehr das Wochenende am Strand verbringen wollten.
Beim Willy angekommen, sind wir erst mal in die Wellen und heute waren wirklich ein paar ganz gute Wellen unterwegs. Willy sagt noch, dass er vergessen hat, seine Brille abzunehmen und patschbumm, da hauts den Willy um. Umgehauen hats ihn natürlich nicht, aber eine Welle hat ihm eine Watschn verpasst und die Brille mit sich gerissen. Das Wasser war vielleicht gute 2 Meter tief und durch die Wellen konnte man nicht wirklich viel sehen. Wir haben dann beide erstmal ne Kreuzpeilung gemacht, damit wir nicht unbemerkt von der Strömung abgetrieben werden und an der falschen Stelle suchen. Ich bin dann zur Strandbar und hab gefragt, ob er mir ne Tauchermaske und nen Schnorchel leihen kann. Leider hatte er nur eine Maske mit einem stark zerfledderten Band, aber besser als nix ist es allemal.
Willys Peilung
Meine Peilung
Leider war für mich die Maske total nutzlos, weil wegen meinem Bart in die Maske natürlich Wasser in Massen reingeflossen ist. Für Willy hat zwar die Maske halbwegs funktioniert, aber inzwischen war die Sonne schon kurz vorm Untergehen und die Sicht entsprechend beschissen. Wir mussten dann zumindest für heute mit der Suche aufhören, weil es einfach zu dunkel wurde. Leider hatte Willy auch keine Ersatzbrille, was ihn aber nicht daran hinderte, dass wir kurz mein von ihm geliehenes Auto bei meiner Bleibe abgestellt haben und ich bei ihm im Dodge mitgefahren bin nach Santa Eularia zum Thai essen. Der Blinde fährt den Sehenden, das erinnert mich an meine Zeit bei der Filmproduktion, wenn wir dem Fahrer vom Lichtwagen ein Auge zuhalten mussten, weil er vor lauter Rausch zwei Straßen gesehen hat. 😂
Das Thai-Essen war jedenfalls super lecker und was mir aber am meisten gefiel, dass Willy total cool geblieben ist, obwohl er ohne Brille nicht wirklich viel gesehen hat. Nach dem Essen haben wir uns an der Promenade noch ein Eis gegönnt, bevor auch hier die Gehwege hochgeklappt werden.
Leider nahm dieser Tag kein so gutes Ende, nachdem Willys Brille weg war.
Darauf freute ich mich schon, seit die Idee für diesen Road Trip geboren wurde. Mit dem Trike bei warmen, sonnigem Wetter Touren fahren und bei Gelegenheit schöne Bilder schießen und mit der Drohne bewegte Bilder festhalten. Deshalb war die Vorfreude riesig, als ich an diesem Morgen aufwachte. Da bin ich also mit meiner Fotoausrüstung und der Drohne losgezogen. Als ich mit dem Trike losfuhr, bemerkte ich schon, dass der Druckpunkt der Kupplung wieder etwas weiter nach unten gewandert ist. Allerdings wurde die Kupplung dadurch nicht beeinträchtigt und trennte einwandfrei.
Na dann wollen wir mal testen, dachte ich mir und fuhr los. Ich war gerade kurz vor San Miguel, das sind so ca. 10 km gefahrene Strecke, als die Kupplung relativ spontan kaum noch trennte und die Gänge fast gar nicht mehr reingingen. Ich bin dann sofort umgedreht und hab mich auf den Rückweg gemacht. Nach weiteren ca. 2 km trennte die Kupplung gar nicht mehr und ich musste den restlichen Rückweg ohne Kupplung fahren. Zum Glück reichte mein Sachverstand, um Getriebe und Motor auch ohne Kupplung zu synchronisieren. Schon nach ein paar Minuten ging das wieder so gut, dass beim Schalten auch nichts krachte oder ratterte. Auf den Philippinen bin ich damals eine XT 500 fast immer ohne Kupplung gefahren, außer beim Anfahren. Es ist schon faszinierend, wie sich unser Gehirn nach einer Weile an bestimmte Abläufe erinnert. Das ist wie mit dem Fahrradfahren, einmal gelernt, wird man es nie mehr vergessen, so lange man gesund bleibt.
In der Werkstatt angekommen bin ich wieder ganz entspannt auf den Hof gerollt und da kam auch schon der Mechaniker auf mich zu. Ich hab dann das Trike abgestellt und bin abgestiegen, hab den Helm abgenommen und den Kofferraum geöffnet. In dieser kurzen Zeit ist schon ein Tropfen Bremsflüssigkeit vom Nehmerzylinder auf den Boden getropft, obwohl ich die Kupplung gar nicht mehr getreten hatte, das System also drucklos war. Da ist dann Hopfen und Malz verloren. Fakt ist, ich brauche einen neuen Nehmerzylinder, der irgendwie den Weg nach Ibiza finden muss. Der Mechaniker hat dann angeboten, dass ich den Zylinder gleich zu ihm schicken lassen kann, weil da immer jemand vor Ort ist, um die Sendung entgegen zu nehmen. Dieses Angebot habe ich dankend angenommen, weil es der Horror wäre, wenn die Sendung dann irgendwo lagert und auf Abholung warten würde.
Das Trike musste ich dann schiebend rangieren und in eine gute Startposition bringen, um durch die Betätigung des Anlasser auf die Landstraße katapultiert zu werden.
Zuhause angekommen habe ich dann Theo angerufen und ihm erzählt, was passiert war. Leider musste er um 11 Uhr weg und kam erst am nächsten Tag zurück. Aber weil Theo ein super Typ ist, hat er einen Nehmerzylinder vor seinem Werkstatteingang geschützt deponiert, damit ihn eventuell jemand abholen kann. Zumindest lag schon mal mein rettendes Ersatzteil abholbereit da. Ich hab dann Heinz angerufen, ob er das Teil beim Theo abholen kann und mir per DHL und Express schicken kann. Weil Heinz ein echter Freund ist und sich sprichwörtlich den Arsch aufreißen würde, um mir zu helfen, hat er das alles stante pede erledigt.
Jetzt ist alles schon erledigt und das Paket auf dem Weg, echt beruhigend. Aber was sehe ich da, auf dem Ticket steht „Spanien ohne Bal., Kana…“ Meines Erachtens heißt das ohne Balearen und Kanaren.
Etwas verunsichert war ich schon, aber andererseits ist es richtig adressiert und bezahlt ist es auch, dann wird es schon passen. Es soll Mitte nächster Woche hier sein, aber wer weiß das schon… Als ich mich bei Heinz bedankte für die prompte und unkomplizierte Hilfe, hab ihn kurz gefragt, ob er sich auf das Ticket einen Reim machen könnte. Aber er hatte auch keine Erklärung dafür. Er sagte, dass er das Paket aufgegeben hatte und explizit erwähnte, dass es nach Ibiza geht. Eigentlich sollte es auch bei DHL bekannt sein, dass Ibiza zu den Balearen gehört.
Der Heinz wäre nicht der Heinz, wenn er nicht zurück in die DHL Filiale gefahren wäre und nachgefragt hätte, was das Ticket zu bedeuten hat. So stellte sich heraus, dass das Paket tatsächlich falsch erfasst wurde – vom Chef selbst! Was ist ein Maler der nicht malen kann? Biomüll der schnellstens entsorgt werden muss. Was ist ein Chef einer DHL Filiale der kein Paket versenden kann? Genau, Biomüll der schnellstens entsorgt werden muss. Bei solchen Gedanken fällt mir immer ein Science Fiction Film von 1973 ein, bei dem Menschen zu Nahrung verarbeitet werden, um zum Einen Nahrung zu produzieren und zum Anderen der Überbevölkerung entgegen zu wirken. Und jetzt kommt der Hammer, der Film spielt im Jahr 2022, da kann sich jetzt jeder seinen eigenen Reim drauf machen.
Jedenfalls hatte es Heinz geschafft, diesen Bullshit korrigieren zu lassen. Jetzt war das Paket also auf dem Weg und wenn nichts mehr dazwischen kommt, sollte es ca. am Mittwoch hier ankommen.
Ich hatte natürlich Willy per WhatsApp darüber informiert, dass das Trike jetzt endgültig platt ist und ich auf ein Ersatzteil aus Deutschland warten muss. Willy schrieb mir zurück, dass er gerade auf die Fähre nach Formentera eincheckt, weil er heute einen Ausflug macht. Fürsorglich wie Willy ist, wollte er noch schnell den Schlüssel von seinem Roller am Ticket Counter der Fähre für mich hinterlegen. Allerdings musste ich mich sowieso darum kümmern, wie ich jetzt zu meinem Ersatzteil komme. Ich hätte auch nicht gewusst, wie ich überhaupt zum Hafen kommen sollte. Also ließen wir es gut sein und Willy machte sich auf den Weg übers Wasser nach Formentera. Ich kümmerte mich dann um mein Ersatzteil.
Am Abend, als Willy wieder zurück war, sind wir dann in die Cala Martina zum Abendessen mit Udo. Ich hab mir wieder Gambas bestellt, weil ich wusste, dass das ohne Beisserchen ganz gut klappt. Als Beilage hab ich mir mal Pommes bestellt und darum gebeten, sie nicht zu knusprig zu frittieren, weil ich derzeit keine Zähne habe. Das hat super geklappt und auch lecker geschmeckt. Langsam kann ich wieder halbwegs normale Nahrung zu mir nehmen.
Willy hatte die gesamte Zeche schon bezahlt. Wieso das denn? Ja weil er heute Geburtstag hat, wie sich eben herausstellte. Deshalb war er heute auch in Formentera, wie er erzählte. Er hat sich einen Ausflug zum Geburtstag nach Formentera spendiert. Da kann man nix falsch machen, weil Formentera eine traumhafte Insel ist und derzeit die übliche Touristenflut nicht vorhanden ist.
Ich war trotz allem froh, dass dieser Tag ein Ende fand und ich in meiner Koje ein paar Züge von meinem Cannabisdampf nehmen konnte. Kurz darauf trat die entspannende Wirkung ein und ich bin eingeschlafen.
Nachdem ich ja heute den Termin in der Werkstatt habe, dachte ich mir, dass es doch eine gute Idee wäre, den Theo in Deutschland anzurufen und ihm die Situation mal zu schildern. Vielleicht hat ja Theo noch den einen oder anderen nützlichen Hinweis. Gesagt, getan, Theo meinte, ich soll doch einfach selbst entlüften. Als ich ihm sagte, dass ich zwar groß bin aber nicht 2,50 Meter groß bin, um mit dem Fuß die Kupplung zu treten und mit der Hand hinten am Getriebe die Entlüftungsschraube zu lösen, meinte er nur, dann nimm halt ne lange Holzlatte für die Kupplung. Ja klar, in der Werkstatt liegt natürlich alles mögliche rum aber hier hab ich halt so gut wie nichts. Ich hab mir dann einen geeigneten Ast gesucht und versucht, damit die Kupplung durchzudrücken, nachdem ich den Ausgleichsbehälter geöffnet hatte, damit die Bremsflüssigkeit auch nachfließen kann.
Als ich die Entlüftungsschraube öffnete, kam da nur eine schwarze Brühe raus, aber keine Luft. Außerdem war der Gegendruck am Kupplungspedal jetzt noch weniger als zuvor. Also wiederholte ich den Vorgang noch ein paar Mal, aber es kam immer nur schwarze Brühe. Das Kupplungspedal hing jetzt nur noch blöd rum und hatte so gut wie keinen Gegendruck mehr. Also hab ich immer weiter gepumpt bis irgendwann Luft kam. Ja cool dachte ich mir, jetzt sollte dann frische Bremsflüssigkeit nachgepumpt werden und die Luft zugleich rausgedrückt werden. Aber irgendwie kam jetzt immer nur Luft. Als ich mir den Ausgleichsbehälter ansah, musste ich feststellen, dass hier noch gar keine Bremsflüssigkeit nachgelaufen ist, weil der Stand noch der gleiche war wie zuvor.
Na super, also hab ich wieder Theo angerufen und ihm die entstandene Situation geschildert. Theo meinte dann nur, dass ich da jetzt ohne Druckbehälter nichts mehr machen kann, weil der Trike Hersteller den Ausgleichsbehälter so tief verbaut hat, dass ohne zusätzlichen Druck keine Bremsflüssigkeit nachfließen kann. Ja haben denn alle miteinander den Arsch offen??? Das ist ja, wie wenn ich ein Flugzeug baue, aber die Flügel so klein baue, dass es nicht fliegt und dann sage, dass man aber ganz gut damit fahren kann. Ganz ehrlich, ich bin inzwischen für den Great Reset, damit die ganzen Arschlöcher und Idioten vernichtet werden. Das ist ja nicht mehr auszuhalten. Ich bin jeden Tag mit Menschen konfrontiert, die mir das Leben zur Hölle machen – jeden einzelnen Tag aufs Neue. Ich versuche irgendwie, meinen Blog zu schreiben, aber ich komme einfach nicht hinterher, weil sich die Geschehnisse überschlagen. Dabei wollte ich etwas Schönes schreiben und mit Bildern untermalen, jetzt wird es eine Reportage über einen Horror-Trip.
Ich bin dann also wie vereinbart um 13 Uhr ohne Kupplung in die Werkstatt gefahren, das gerade mal so ging, weil viele Spanier fahren wie die Volldeppen. Wenn man hier 10 km weit fährt, sieht man 2 Unfälle. Egal, ich habe es also bis zur Werkstatt irgendwie geschafft, aber dort war die Hölle los. Ich bin dann knapp zwischen den Autos durch auf den Hof gerollt, weil rangieren ohne Kupplung leider nicht geht. Der Mechaniker hatte gerade Landunter und wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Ich bin dann nach einer Weile zu ihm hin, um mich bemerkbar zu machen. Als er mich sah, hat er mir angeboten, dass ich sein Werkzeug und seine Maschinen benutzen kann, wenn ich es selbst machen möchte. Ich hatte ihm am Vortag erzählt, dass ich selbst Mechaniker bin. Mir war das nur recht, bevor ich dort noch Stunden in der Sonne warten muss.
Ich hab mir also alles zusammengeholt und auf dem Hof die Bremsflüssigkeit der Kupplung komplett ausgetauscht. Das war gar nicht so einfach, weil man am Gerät den Druck nicht mehr einstellen konnte. Stattdessen hat es sofort Druck aufgebaut und immer weiter Druck aufgebaut, bis man es wieder ausschaltete. Man behält also das Manometer im Auge und sobald es ca. 1 Bar anzeigt, schaltet man das Gerät aus. Wenn man nun die Entlüftungsschraube öffnet, fällt der Druck sofort ab, weil ja das ganze System leer ist. Dann schließt man die Entlüftungsschraube wieder, schaltet das Gerät ein bis 1 Bar Druck erreicht ist und schaltet dann wieder aus. Nun öffnet man die Entlüftungsschraube wieder, der Druck fällt wieder schlagartig ab und das Spiel beginnt von vorn.
Kann denn nicht irgendetwas mal normal laufen? Als das Kupplungspedal wieder den normalen Gegendruck hatte und die Kupplung sauber trennte, befand sich im Auffangbehälter ca. ein halber Liter Bremsflüssigkeit, was eigentlich viel zu viel war, aber es hat eben so lange gedauert, bis mit dieser Zipfelei keine Luft mehr kam. Na ja, jedenfalls hatte ich wieder Druck in der Leitung und das Pedal hat die Kupplung wieder sauber getrennt. Ich konnte gleich gar nicht mehr richtig fahren, weil der Druckpunkt jetzt so weit oben war. Jedenfalls hat wieder alles bestens funktioniert. Ich bin dann am Abend noch ne kleine Runde gefahren, um zu Testen, wie es aussieht. Alles war noch in Ordnung. Somit stand endlich meiner ersten Fototour für Freitag Morgen nichts mehr im Weg.
Nachdem ich am Nachmittag meine obligatorische Pause eingelegt hatte, hab ich mich am Abend mit Willy im Florida Camping getroffen, Da scheint ewig lang die Sonne hin und der Sound war auch chillig.
Wie könnte ein Tag schöner ausklingen, als bei einem traumhaften Sonnenuntergang, einer eiskalten Sangria mit frischen Früchten und grooviger Reggae Musik dazu.
Knallerei ohne Ende, bin dann zum Strand auf zwei Bierchen. Estrella Bild.
Eigentlich wollte ich heute Vormittag endlich eine Fototour mit dem Trike unternehmen, aber das Wetter meint es auch nicht gut mit mir. Wir hatten Gewitter und starken Wind. Also habe ich mich stattdessen um das WLAN und Internet gekümmert. Mir reichts langsam. Das Wetter wurde dann gegen Mittag wieder besser, aber zum Fotografieren ist es am Nachmittag einfach zu heiß. Auch bzgl. meiner Schmerzen ist es am Vormittag besser für eine Fotosession. Außerdem war da ja auch noch das Problem mit der Kupplung. Nachdem sich diese nicht von selbst wieder heilt, war ich dann zunächst mit dem Trike beschäftigt.
Da musste ich leider feststellen, dass der Nehmerzylinder an der Manschette saut und schwitzt. Wo Bremsflüssigkeit austritt, kann natürlich auch Luft eintreten. Na bravo, ich hab so viele Ersatzteile dabei, dass ich schon fast ein zweites Trike bauen kann, aber diesen Scheiß Nehmerzylinder habe ich nicht dabei. Den Geberzylinder hätte ich sogar dabei, das ist das Gegenstück zum Nehmerzylinder. Es kotzt mich sowas von an. Jeden gottverdammten Tag ein neues Geschiss. Ich hab dann mal bei getretener Kupplung das Entlüftungsventil leicht aufgeschraubt, da kam eine schwarze Brühe raus – auch kein gutes Zeichen.
Aber vielleicht hält er ja noch, so dachte ich, wenn ich alles sauber entlüfte, aber nicht per Hand, sondern mit 1 Bar Druck mit dem Entlüftungsgerät. Also bin ich in die Werkstatt gefahren, um die Kupplungshydraulik zu entlüften. Das wäre zumindest eine Lösung, die vorübergehend hilft und ist ja mit dem richtigen Equipment in 5 Minuten erledigt. Leider war in der Werkstatt viel los und auch warten hätte keinen Sinn gemacht. Ich hab dem Mechaniker verständlich gemacht, dass ich nur entlüften will. Das hat er dann auch verstanden, allerdings hat er das Trike angesehen, als sei es von einer anderen Welt. Wir hatten dann für Donnerstag einen Termin gegen 13 Uhr vereinbar.
Ich habe mir dann am Nachmittag etwas Ruhe gegönnt, bis mich ein riesen Knall aus dem Bett gehoben hat. Hat sich wie eine Explosion angehört. Ein paar Minuten drauf folgte gleich der nächste Knall, der gleich noch lauter war. Ich schaute aus meinen Turm, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Also legte ich mich wieder hin. Ich war gerade wieder etwas eingedöst, als mich der nächste Knall von der Matratze hob. Dieses Spiel wiederholte sich noch einige Male, bis ich einen Schreikrampf bekam und aus dem Fenster brüllte, dass hier jemand mit seinem Leben spielt. Keine Reaktion aber auch kein weiterer Knall.
Hinlegen war jetzt mit Blutdruck 210 allerdings vorbei, also schrieb ich an meinem Blog weiter. Da war ich grad so mittendrin in meinen kreativen Ergüssen als der nächste Knall mein Schreiben abrupt beendete. Okay, Arsch lecken dachte ich mir, dann geh ich halt. Leider war Wegfahren keine Lösung, weil ich nicht riskieren wollte, dass ich irgendwo auf der Insel mit geschrotteter Kupplung liegen bleibe. Als ging ich runter zum übernächsten Strand, damit ich ausser Reichweite der Knallerei bin. Dort ist dann das Bild “Salut! Estrella” entstanden.
Salut Estrella!
Nach ein paar Saluts hat mich dann Willy angeschrieben, dass er noch in der Cala Nova ist und jetzt vorbei kommt. Alles klar, schrieb ich zurück, dann treffen wir uns gleich. Wir sind dann in die Cala Pada gefahren und haben leckere Gambas gefuttert, in Knoblauchöl gebraten und in einer kleinen Pfanne serviert. Inzwischen war es schon nach 10 Uhr abends aber immer noch nicht ganz dunkel und wir hatten einen wunderschönen Vollmond.
Da genießt man gerade die grenzenlose Schönheit der Insel und versucht, über den Ärger hinweg zu sehen, da reißt einen ein erneuter Knall zurück in die Realität. Noch nicht mal der Wirt wusste, woher diese Scheiß Knallerei kommt und was es bedeuten soll. Vielleicht hat es mit der Fußballerei zu tun, wer weiß. Wir haben uns dann noch bis Mitternacht weiter mit Estrella betäubt. Als die nötige Bettschwere erreicht war, haben wie die Segel gestrichen und Kurs auf die Koje genommen.
Nachdem sich gestern der Tag etwas in die Länge und in die Morgenstunden dieses Tages gezogen hatte, war heute erstmal ausschlafen angesagt. Als ich am späten Vormittag dann mal in den Tag starten wollte, machte mir mein deutlich erhöhter Schmerzlevel einen Strich durch die Rechnung. Ich hab dann noch ne Oxy nachgelegt und auf die rettende Wirkung gewartet. Leider vergebens, die schmerzlindernde Wirkung blieb aus, aber dafür hatte ich wankenden Seegang als Nebenwirkung bekommen. Da habe ich es am Vortag wohl etwas übertrieben, aber irgendwann will man einfach mal ausbrechen, aus der Schmerzdiktatur.
Trotz allem habe ich mich irgendwann aufgerafft und widerwillig den Weg über die Treppen, die eigentlich mehr eine Leiter sind, von meinem Torre herunter gefunden. Bevor es noch heißer wird, dachte ich mir, wasche ich zuerst das Trike. Gesagt, getan, alles per Hand gewaschen und getrocknet, damit es keine Kalkflecken gibt. Endlich sah mein Trike wieder so aus, dass man auch damit fahren will.
Es half nichts, ich musste es einfach wagen, die Kupplung mal durchzutreten um zu sehen, ob sie noch trennt. Das Ergebnis war erschreckend, die Kupplung trennte nicht mehr vollständig. So ein Scheiß. Aber dass ich mich heute darum kümmere, kam gar nicht in Tüte. Ich war schon froh, dass ich regelmäßig Luft bekam. Ich hab mich dann wieder in meinen Torre hochgequält und es mir auf meiner Pritsche gemütlich gemacht. Es war sowieso schon wieder Mittag durch und Hunger hatte ich auch. Also wurde erstmal der Kühlschrank geplündert und was gegessen. Zum Essen habe ich mir auch hier Hubert und Staller angesehen, obwohl das Internet wieder mal nicht funktionierte, aber schlau wie ich bin, habe ich mir ein paar Folgen zuvor runtergeladen, hehe.😉
Am Nachmittag habe ich mir das Netzwerk hier mal genauer angesehen und die Dokumentation für die einzelnen Komponenten zusammengesucht. Das war sehr mühsam, weil ich mir die Sachen im Web zusammensuchen musste. Der Router war vom spanischen Provider und deshalb war leider nur eine spanische Dokumentation verfügbar. So musste ich erstmal den Text der PDF-Datei mit Google Übersetzer auf deutsch und englisch übersetzen lassen. Nachdem die Google Übersetzung bei weitem nicht perfekt ist, reimte ich mir aus den beiden Sprachen in etwa zusammen, was es bedeuten könnte. Auf die Schnelle war hier leider gar nichts zu machen.
Am Abend hab ich dann bei Willy angefragt, ob er Lust auf ein Feierabend Bierchen hat. Er war zuhause und wollte nirgends mehr hingehen, aber er hat ich gefragt, ob ich vorbei kommen mag, weil er auch Bier hat. Hm, ich dachte an den gestrigen Abend und meinte nur, dass ich aber heute zeitig ins Bett gehe, damit es morgen besser geht als heute. Vor allem, weil ich doch irgendwann mal um meine Kupplung kümmern muss.
So war es dann auch, wir waren brav und es blieb bei einem Feierabend Bierchen. Danach ging es ab in die Federn und der Tag war Geschichte.
Für heute hatte ich mir vorgenommen mein Trike zu waschen und anschließend ein wenig um die Insel zu touren. Also bin ich zum Auto-Waschcenter gefahren, weil es dort Hochdruckreiniger gibt. Allerdings sind ist hier jeder vom Wüstensand betroffen und deshalb herrschte beim Waschcenter das absolute Chaos. Die Autos standen kreuz und quer auf dem Grundstück, selbst auf der Straße hatte sich schon eine Schlange von Autos gebildet. Dieses Gezeter wollte ich mir keinesfalls antun und bin stattdessen zum Eroski Supermarkt gefahren, um einen Eimer zu kaufen, damit ich mein Trike im Casa mit der Hand waschen kann.
Als ich so durch den Supermarkt schlenderte, hörte ich den Kuckuck aus meinem Handy rufen. Es war der Willi, der mit seinem Roller zum Beach Es Canar fahren wollte, aber vergessen hatte, dass er mir den Schlüssel gab. Da hab ich ihm zurück geschrieben, dass er im Casa warten soll und ich vom Einkaufen gleich wieder zurück bin.
Wie der Willy halt so ist, hat er mich überredet, jetzt nicht das Trike zu waschen, sondern mit ihm an den Beach zu fahren. Also habe ich meinen Einkauf in den Torre geschleppt und mich gefragt, wann ich das Trike waschen soll, weil ich mich ungern in den Dreck mit Vogelscheiße setzte. Ich will ja nicht gleich jedem meine Krankheitsgeschichte erzählen und dass mein Tag wesentlich kürzer ist, als von einem gesunden Menschen. Mir war natürlich klar, wenn ich jetzt nicht das Trike fahrbereit mache, dann werde ich heute nicht mehr Trike fahren.
Ich will aber Trike fahren, deshalb bin ich hier, weil man in Deutschland wegen dem Mistwetter eben nicht fahren kann. Ich will nicht an den Strand oder stundenlang in Restaurants oder Strandbars rumsitzen, sondern Trike fahren und nebenher fotografieren und filmen, wenn sich gute Motive ergeben. Am Abend möchte ich dann mein Material sichten und an meinen Blog schreiben. Das ist für mich eh schon ein heftiges Programm, das nur funktioniert, wenn ich nachmittags meine liegenden Pausen einhalte und nicht all zu viel Unvorhergesehenes passiert. Leider ist das Unvorhergesehene bei mir so viel, dass eigentlich für sonst nichts mehr Zeit bleibt, nach meinen Maßstäben.
Nun ist es aber so, dass der Mensch leider nicht in der Lage ist, sich in die Lage anderer Menschen zu versetzen – auch wenn er das vielleicht glaubt. Für mich heißt dass, dass ich jedem Menschen, der mich noch nicht kennt, erstmal erklären muss, warum ich jetzt nicht dies und jenes mache sondern mich gerne einfach zurückziehen möchte. Wer jetzt glaubt, dass es ausreichend ist, einfach zu sagen, dass man sich zurückzieht, der irrt sich gewaltig. Da kommt dann gleich mal die Frage warum. Dann antwortet man, weil man sich hinlegen möchte. Und schon geht’s los. Man sei doch nicht hierher gekommen, um sich hinzulegen. Da muss man doch dies und das machen, und und und. Also ist man jetzt genötigt, seine Krankheitsgeschichte zu erzählen, wenn man sein Gegenüber nicht vor den Kopf stoßen möchte und einfach geht, denn das würde dann noch viel schlimmer verlaufen. Also rechtfertigt man sich und erzählt seine Krankheitsgeschichte. Schon kommt man weinerlich rüber und wird bemitleidet, weil das ja alles so schlimm ist. Das will ich gar nicht, sondern ich will gar nicht laufend daran erinnert werden, ich wollte einfach nur das machen, was ich machen muss, damit ich mit meiner Krankheit nicht nur überleben kann, sondern noch einen Rest Lebensqualität erreichen kann.
Da ist dann kein Spielraum mehr, weil alles und ich meine wirklich alles, was man außer diesem Rahmen macht, dazu führt, dass man noch mehr Schmerzen hat und dann noch mehr liegen muss und noch mehr Betäubungsmittel schlucken muss. Leider wirken die Betäubungsmittel dann auch nicht mehr und sie machen einen matschig in der Birne, dass man somit wirklich nur noch rumliegen kann.
Und jetzt kommt der Hammer. Auch wenn dann der ganze Mist schon bekannt ist, schaffen es die meisten Menschen immer noch nicht, dass sie einfach akzeptieren, wenn man sich hinlegen möchte. Da kommt dann immer noch der Spruch, ach setz dich doch noch ein bisschen her oder geh noch ein Weilchen mit, oder so was in der Art. Hallo, geht’s eigentlich noch, ich soll jetzt noch mehr Schmerzen ertragen, nur weil jemand nicht akzeptieren will, das ich mich jetzt hinlegen will. Unfassbar! Aber das ist die Realität. Da braucht sich doch keiner mehr zu wundern, warum Menschen mit chronischen Schmerzen die Einsamkeit suchen. Lieber allein sein, als sich ständig rechtfertigen zu müssen, warum man jetzt nicht dies und das macht und immer wieder ist man mit seiner Krankheit konfrontiert und wird daran erinnert.
Vielleicht lesen ja durch Zufall sehr viele Menschen diesen Blog, die dann vielleicht bzw. hoffentlich ihre Denk- und Verhaltensweisen gegenüber Menschen mit chronischen Schmerzen ändern. Ich meine nicht, dass sie die Situation dieser Menschen verstehen, noch nicht mal Ärzte verstehen es, wenn sie nicht selbst betroffen sind, aber Akzeptanz sollte doch das Minimum sein, das man jemanden entgegen bringt – und vor allem jedem Menschen. Auch wenn jemand nicht krank ist, sollte man akzeptieren, wie jemand den Tag verbringen möchte. Und nicht vergessen, schon morgen kann jeder in der gleichen Situation sein, dass sein Tagesablauf vom Schmerz diktiert wird.
Ich hab mich also überreden lassen, hab dann nur kurz meinen Sitz abgewischt und wir sind losgefahren, Willy mit seinem Roller und ich mit dem Trike hinterher. Ganz entspannt übers Land gerollt und einfach nur genossen, auf Ibiza zu sein. Als wir dann bei Punta Arabi vorbei gefahren bzw. gerollt sind, musste ich leider feststellen, dass dort, wo einer der Hippiemärkte immer stattfindet, tote Hose und alles geschlossen ist. Hm, was ist denn da los?
Als wir in der Bucht von Es Canar angekommen sind, war dort auch alles geschlossen, ja sogar Schilder für Badeverbot waren aufgestellt. Das Badeverbot war wegen den Feuerquallen, wie sich herausstellte, weil wir die letzten Tage viel Wind und Unwetter hatten, da hat es die Viecher in die Bucht gedrückt.
Wir sind dann kurzer Hand weiter gefahren in wunderschöne Cala Nova. Hier waren sowohl die Strandbars wie auch die Menschen sehr offen. Es wurde noch viel offener, als wir ein paar Bierchen gezwitschert hatten und eine eiskalte Sangria den Weg durch den Mund entlang der Speiseröhre nach unten fand. Was für ein unvergleichliches Gefühl und ein super leckerer Geschmack.
Irgendwann hat dann allerdings auch der Alkohol nicht mehr gegen meine Schmerzen geholfen und wir haben uns auf den Heimweg gemacht. Ich hatte schon Angst, dass Willy mit dem Roller liegen geblieben ist, als er nicht hinter mir war. Wie sich heraus stellte, ist Willy tatsächlich liegen geblieben, allerdings am Strand und hat sich die frühe, abendliche Sonne noch auf den Pelz scheinen lassen, weil er durch den Wind etwas ausgekühlt war.
Als ich zuhause ankam, hab ich mir erstmal eine Oxy gegönnt und mich auf meiner Pritsche lang gemacht. So wollte ich eigentlich den Tag ausklingen lassen und noch ein wenig an meinem Blog arbeiten, aber es kommt eben immer anders, als man denkt. Da bin ich also mittendrin in meiner Schreiberei, als auf einmal das Internet weg war. Schön blöd dachte ich und ich hatte schon eine Vermutung, woran es lag. Einer der Repeater hatte sich offenbar aufgehängt und die Internetverbindung nicht mehr weitergeleitet. Nachdem Willy hier alle Schlüssel hat, hab ich ihn informiert, dass hier kein Internet mehr ist und dass ich durchdrehe, wenn ich heute Nacht keinen Prime Video Empfang habe. Fernseher gibt’s nämlich auch keinen und so hätte ich dann die ganze Nacht mit Schmerzen die Wand anglotzen können. Außerdem würde ich gerne an meinem Blog weiterschreiben.
Hey Super-Willy, obwohl es schon fast Mitternacht war, ist Willy vorbei gekommen. Allerdings konnten wir nicht viel ausrichten, weil jemand die Schlüssel aus dem gesicherten Schlüsselkasten entnommen hatte und nicht wieder dort deponiert hat. Lange Rede kurzer Sinn, irgendwann war es dann 1 Uhr nachts und wir konnten den betreffenden Repeater neu starten, nachdem wir Zugang zum entsprechenden Appartement hatten.
Eigentlich wollte ich an meinem Blog schreiben, was aber aus bekannten Gründen nicht ging und jetzt war es schon so spät, dass ich eigentlich ins Bett wollte, damit ich am nächsten Tag mal eine Tour über die Insel fahren kann. Willy fand das gar nicht gut und hatte andere Pläne. Feierabend war somit noch lange nicht und wir sind noch zum Willy nach Hause gefahren und haben uns um eine einsame Flasche Jack Daniels gekümmert. Irgendwann half dann das Oxy auch in Kombination mit meinem geliebten Jack Daniels nicht mehr gegen meine Schmerzen. So gegen 3 Uhr morgens habe ich mich dann endlich zu Hause in meinem Bett eingefunden. Allerdings ging das WLAN schon wieder nicht mehr, aber egal, ich wollte eh nur liegen. Shit happens – but why always to me?
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