Nach diesem unerträglich langen Wochenende ist jetzt endlich Montag. Ich bin schon seit halb fünf wach, weil ich super nervös bin, ob das klappt. Da stand ich also um 5 vor 8 Uhr bei der Gemeinde. Kein Schwein da, alles ruhig, hmmmm und jetzt. Ich hab dann frecher Weise einfach mal geklingelt – nichts passierte. Soll ich jetzt noch mal klingeln? Ich weiß ja nicht, dann sind die vielleicht von Haus aus sauer, wenn hier so ein langhaariger Wilder am Montag Morgen gleich mal Terz macht. Lieber geduldig warten und ruhig bleiben. Auf einmal ging ein Fenster auf und eine freundliche Dame stand da. Ich hab ihr meine Geschichte erzählt und in welch misslicher Lage ich mich jetzt befinde und dass ich auf ihre Hilfe angewiesen bin. Sie hat sich sofort verständnisvoll gezeigt und mich hinein gebeten, weil der vereinbarte Termin nicht erschienen ist, allerdings unter dem Vorbehalt, wenn der vereinbarte Termin aufschlägt, muss ich wieder warten. Ich hab mich ganz herzlich bedankt und gesagt, dass ich auch gerne den ganzen Tag warte und heilfroh bin, dass mir überhaupt geholfen wird.

Wir sind dann in ihr Büro gegangen und haben damit begonnen, die Formalitäten zu erledigen. Die liebste Dame des Tages entdeckte, dass mein Ausweis in Aschheim ausgestellt wurde. Das ist zwar fast in Sichtweite aber trotzdem eine andere Gemeinde. In diesem Fall braucht man eine Geburtsurkunde. Alles klar sagte ich und bin auf meinem Roller zurück nach Hause, in der Hoffnung, diesen rettenden Fetzen Papier auf die Schnelle zu finden. Aber brav wie ich bin, sind diese Dokumente alle in einem Ordner sauber abgeheftet und siehe da, ein Griff und die Sucherei geht los. Quatsch, ich hatte das Dingens sofort gefunden, aber vorsichtshalber hab ich den ganzen Ordner geschnappt und bin wieder mit dem Roller zurück im Eilverfahren.

Meine Heldin hatte in der Zwischenzeit schon alles Weitere vorbereitet und so waren wir in kaum 10 Minuten fertig. Ach ja, als ich ihr erzählte, dass ich erst am Freitag Nachmittag bemerkt hatte, das der Ausweis abgelaufen ist, hat sie mir gesagt, dass sie am Freitag sogar bis nach 17 Uhr im Büro war und ich gar nicht hätte warten müssen. Na ja, egal, ich war so froh, dass das Problem aus der Welt war, dass mir das einfach egal war. Jetzt musste ich nur noch eine Viertelstunde warten, bis der Ausweis gedruckt wird. Pünktlich wie die Maurer hielt sie mir 15 Minuten später meinen vorläufigen Ausweis mit ausgestrecktem Arm entgegen. Corona lässt grüßen… Ich hab mich nochmals bedankt und wollte ihr beim Bezahlen ein Trinkgeld geben bzw. etwas für die Kaffeekasse da lassen. Sie konnte es aber nicht annehmen, weil wegen Korruptionsverdacht gar nichts mehr angenommen werden darf. Aber wenn die Politiker und Bosse aus der Industrie Milliarden von Geldern einstecken und verschieben, dann ist das in Ordnung. Das ist alles so dermaßen krank, dass mir die Galle hoch kommt. Aber egal, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin, werde ich mich trotzdem erkenntlich zeigen. Das darf doch alles nicht wahr sein.

Jedenfalls hatte ich nun das einzige Teil in den Händen, das meine Abfahrt bis dato verhinderte. Ich bin nach Hause und hab einfach alles aufs Trike gepackt und bin dann, man glaubt es kaum, gegen Mittag losgefahren in Richtung Ibiza.

Nun hatte ich aber gerade mal dreieinhalb Tage Zeit, um nach Denia zum Fährhafen zu kommen, damit ich am Freitag Morgen auf der Fähre bin. Die Fähre am Samstag hätte das Doppelte gekostet und wäre erst gegen Mittag abgefahren und nicht wie die Fähre am Freitag um 8.00 Uhr morgens. Na dann, schaumamoidannsengmasscho wia weit das i kimm. 😉

Es war ein komisches Gefühl, über das Land zu fahren, das man wie seine Westentasche kennt, aber diesmal nur auf der Durchreise zu sein, weil man nach Ibiza fährt und es nur der erste Schritt einer langen Reise ist.

Mein Tagesziel heute ist Bardolino und die Route führt über das Timmelsjoch. Das ist die am höchsten gelegene Straße in den Alpen auf fast 3.000 Metern Höhe. Die Straße, das Panorama und das Gefühl, das sich beim Befahren dieser einmaligen Straße einstellt ist schlichtweg atemberaubend. Aber seht selbst…

Es ist mit jeder 100 Meter Marke kälter geworden, aber ich hatte einfach keinen Bock, jetzt im Kofferraum rumzukramen und mich umzuziehen, nur um mich dann beim Runterfahren wieder auszuziehen, weil es in Meran knappe 30 Grad hat. Also saß ich da in meiner kurzen Hose mit T-Shirt auf dem Trike und wurde von allen Passanten als Außerirdischer wahrgenommen, zumindest hat es für mich so angefühlt. 🤣

Beim Runterfahren auf der italienischen Seite waren einige Tunnels dabei, wo Tauwasser durchs Gestein sickerte und runtertropfte, außerdem wurden Rinnsale mitten auf der Straße gebildet. Beim Durchfahren spritzte vom Vorderreifen das eisige Tauwasser direkt auf meine Kronjuwelen. So kam ich dann mit Schrumpfeiern trotz der 30 Grad Lufttemperatur in Meran an. Wenn ich vom Trike aufgestanden bin, hat es ausgesehen, als ob ich vergessen hätte eine Pinkelpause zu machen. Gut, dann bleib ich lieber sitzen, bin eh schon spät dran, wenn ich noch bis Bardolino kommen will.

Mein Plan war vor allem, bei Sonnenuntergang an der Ostküste vom Lago di Garda entlang zu fahren. Von Torbole über Malcesine nach Garda und weiter nach Bardolino. Die Sonne war nur noch knapp über den Bergen bei Bozen, also entschied ich mich, ein kurzes Stück Autobahn zu fahren, bis nach Roveretto und dann schnell rüber bzw. runter nach Torbole. Das hat dann auch bestens funktioniert und ich begann meine kleine Sunset-Tour am Lago rechtzeitig in Torbole. In Richtung Süden wird der See immer breiter und so stand die Sonne immer knapp über den Bergkämmen, während ich immer weiter nach Süden fuhr.

Als ich in Bardolino ankam, wurde es langsam dunkel, alles war perfekt. Aber nachdem hier alles dicht besiedelt ist, hat es mit wildem Camping schlecht ausgesehen. Außerdem hatte ich sowieso keinen Bock mehr, das Zelt aufzubauen. Ich hab mich dann in der gleichen Pension einquartiert, als wir damals mit dem Trike den Ray besucht haben. Da war auch noch was frei und das Trike konnte im abgesperrten Hof parken. Jetzt noch das ganze Gepäck hochschleppen, das außen am Trike befestigt war und dann bleibt nur noch eins: Gute Nacht! 🌙

Und hier geht’s weiter…