Es ist 5.35 Uhr und der Wecker hat offensichtlich einen guten Job gemacht. Die Uhrzeit 5.35 Uhr war schon früher meine Lieblingsuhrzeit, weil sie mich an den BMW 535i erinnert, einer meiner Lieblingsautos in den 80er Jahren. Wenn ich ne Stunde länger hätte schlafen können, dann wäre es 6.35 Uhr gewesen, der BMW 635csi war damals der absolute Hammer, aber finanziell unerreichbar.
BMW 535 i – E12 – Reihen 6 Zylinder – 218 PS
BMW 635csi Gruppe 2 – E24 – Reihen 6 Zylinder – 330 PS
Nun aber zurück von den vergangenen Tagen in die Gegenwart. Nachdem ich ja gestern wegen Gewitter abbrechen musste, hatte ich jetzt noch allerhand zu schaffen. Am Abend und in der Nacht hatte es nicht geregnet. Na gut, es ist jetzt 6 Uhr, dann leg ich mal los.
Ich mach also die Tür auf und siehe da, es fängt gerade an zu regnen. Schon wieder ein Zufall? Da ist genau so ein Zufall, wie ich zufällig Gott ein zweites Arschloch schnitzen werde, falls er irgendwann die Eier besitzt und aus dem Hinterhalt nach vorne tritt. Das ist wie mit manchen Politikern, die regieren auch aus gepanzerten Räumen heraus und können sich nicht mehr sehen lassen, weil man sie sonst kompostieren würde. Da ich um 8.30 Uhr losfahren muss, um meine Fähre rechtzeitig zu erwischen, bleibt mir keine Wahl mehr. So hab ich also schwer fluchend losgelegt und siehe da, der Regen war nur ein kurzer Schauer. Langsam glaube ich, dass man nur laut genug fluchen muss, damit die Scheiße aufhört.
Der kurze Regenschauer hat dazu geführt, dass die Luft so schwül war, wie in der Sauna nach dem Aufguss. Und so konnte ich zwar trocken vom Regen, aber patschnass geschwitzt und mit dröhnenden Schmerzen, pünktlich losfahren. In Ibiza-Stadt kam ich pünktlich an, aber die Fähre legte mit Verspätung ab. Zwar hatte ich schon jetzt Verspätung, aber ich war endlich auf dem Weg nach Denia.
Die Klimaanlage auf der Fähre war so kalt, dass ich mit meinen feucht geschwitzten Klamotten frierend die Ankunft in Denia ersehnte. Auch meiner Sitznachbarin war sichtlich kalt, und ihre Nippel versuchten sich offensichtlich durch das dünne Top zu bohren. Ich verhielt mich natürlich als Kavalier, der genießt und schweigt. 😉 Um 14.15 sind wir endlich in Denia angekommen, aber ich musste mich noch ewig in Geduld üben, weil alle Autos der Fähre durch das Zentrum von Denia mussten. So ging es also ein paar Kilometer im Stop and Go Tempo und einer Affenhitze, dabei wollte ich doch endlich losfahren, weil ich noch über 600 Kilometer vor mir hatte bis Girona. Außerdem sehnte ich mich jetzt nach etwas Fahrtwind, weil es brütend heiß war am frühen Nachmittag, der heißesten Tageszeit.
Aber auch die langsamste Schnecke kommt irgendwann ans Ziel und als ich endlich auf der Autobahn war, konnte ich entspannte 120 – 130 km/h fahren und war froh, dass mich der Fahrtwind etwas abkühlte, wenn auch nicht wirklich viel. Als ich mich Alzira näherte, wurde es immer heißer und heißer. Das Atmen fiel mir immer schwerer und meine Füße brannten. Wenn ich mich daran erinnere wie es sich in der Sauna anfühlt, dann würde ich sagen, dass die Temperatur bei mindestens 70 Grad lag. Das dürften im Schatten weit über 40 Grad sein, aber das Schlimmste war die abstrahlende Hitze vom tiefschwarzen Asphalt. Ich sitze ja auf dem Trike nur ein paar Zentimeter über dem Boden und die Hitze wurde so stark, dass das Metall am Trike so heiß wurde, dass ich mir die Finger verbrannte. Ich konnte den Lenker nicht mehr halten, weil die Griffe aus Metall super heiß wurden. Auf einmal fuhr ich in eine heiße Wand und das Atmen war nicht mehr möglich. Ich musste anhalten, damit der heiße Fahrtwind das Atmen nicht noch schwerer machte. Ich bin abgestiegen, weil ich meinen Vollvisierhelm aus dem Kofferraum holte, da bemerkte ich, dass meine Flip Flops auf dem heißen Asphalt kleben bleiben. Ich bin dann auch im Stehen quasi weitergegangen, damit immer ein Fuß in der Luft war. Als ich den Helm getauscht hatte, hab ich mich schnellstens wieder in meinen Sattel gesetzt, damit ich meine Füße vom Boden bekomme. Der Sattel war in der kurzen Zeit so heiß wie eine Herdplatte geworden. Hartgekochte Eier waren das Ergebnis. Wenigstens konnte ich jetzt das Visier von meinem Helm komplett schließen, damit mir der abartig heiße Fahrtwind nicht mehr die Luft zum Atmen nimmt.
So bin ich dann ganz langsam zum nächsten Rastplatz gefahren, der natürlich noch sehr lange auf sich warten ließ. Wie könnte es auch anders sein. Endlich am Rastplatz angekommen, blieb ich stehen und bemerkte erst jetzt, wie schwindlig mir tatsächlich war und dass ich schon schwarze Punkte sah. Ich zog sofort den Helm ab, damit mein Kopf wieder etwas abkühlte. Nach ein paar Minuten ließ der Schwindel wieder nach. Da wurde mir erst bewusst, wie blöd das hätte laufen können, wenn mein Kreislauf kollabiert wäre. Als ich damals auf den Philippinen bei solchen Temperaturen mit der XT 500 gefahren bin, war ich ca. 25 Jahre alt und bin relativ hoch gesessen, wo die Luft deutlich kühler ist als direkt über dem Asphalt.
Nachdem ich wieder etwas abgekühlt war und ein Blick auf die Wetterkarte mir verriet, dass ich nach ca. 30 km in ein etwas kühleres Gebiet komme, bin ich weitergefahren, natürlich wieder mit meinem weißen Vollvisierhelm, damit ich wenigstens atmen kann. In der Ferne hab ich auch einen Großbrand gesehen – vielleicht eine Selbstentzündung bei dieser Hitze, wer weiß. Ich fuhr dann weiter Richtung Valencia und mit jedem Kilometer wurde es wieder ein klein wenig kühler.
Bei meiner weiteren Fahrt bis Barcelona ist es zwar zwischendurch immer wieder mal richtig heiß geworden, aber nach ein paar Kilometer ist es dann immer wieder etwas kühler geworden. Das waren einfach nur kleine Abschnitte, die sich mehr aufheizen als der Rest. Diese brachiale Hitze erschlägt einen und die Kräfte schwinden viel schneller als unter halbwegs normalen Bedingungen. Mir kam es unendlich lange vor, aber trotz allem bin ich dann irgendwann an Barcelona vorbei und Girona, mein Tagesziel, war in greifbarer Nähe.
Kurz vor Girona hab ich dann in mein Navi noch einen Zwischenstopp bei McDonalds eingebaut, weil ich seit gestern nichts mehr gegessen hatte und wenn ich im Hotel angekommen bin, mich einfach nur noch duschen und hinhauen will, nachdem ich das Gepäck vom Trike abgebaut und ins Zimmer geschleppt habe.
So kam ich also in Girona an, endlich. Über dem Himmel von Girona hingen dicke, schwarze Wolken und es war deutlich kälter als in Barcelona. Hoffentlich fängt das nicht an zu regnen und wenn es regnet, dann am besten in der Nacht, damit es am Morgen wieder trocken ist, hehe. Aber ganz ehrlich, mir fehlte einfach die Kraft, um noch länger darüber nachzudenken. Ich bin dann wirklich nur noch in die Dusche und gleich ins Bett. Im römischen Stil habe ich dann die Burger von McDo im Bett verdrückt und bin schon bald eingepennt. Ich glaube es war noch nicht mal 22 Uhr als ich eingeschlafen bin.
Schaun wir mal, ob es morgen regnet oder wo die Wolken geblieben sind…
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