Beschämt sei, wer hier Schlechtes denkt. 😉 Es ist der Wind, der hier seit Tagen immer wieder bläst. Wind und Drohne passen nicht wirklich gut zusammen. Die Drohne besitzt zwar eine sehr ausgereifte Technik, die durchaus in der Lage ist, Turbulenzen auszugleichen. Wenn sich jedoch die Windgeschwindigkeit der maximalen Höchstgeschwindigkeit der Drohne annähert, wird es schon bald unmöglich, die Drohne wieder zum Ausgangspunkt zurück zu fliegen. Wenn man gegen den Wind anfliegen muss, wird der Akku auch wesentlich schneller leer gesaugt und wenn die verbleibende Energie aufgebraucht ist, wird die Drohne abstürzen. Bei einem Preis von über 1000 EUR sollte man sich sehr gut überlegen, welchem Risiko man die Drohne aussetzt.

Jedenfalls war heute ein Tag mit etwas weniger Wind, allerdings waren einige Böen dabei, die nicht unkritisch waren. Meine Strategie war, dass ich die Drohne deshalb nicht all zu weit von mir entfernt fliege und bei 50% verbleibender Akkuladung den Rückflug und die Landung einleite. Das sollte funktionieren.

Per Google Earth habe ich mir eine Stelle ausgesucht, die sehr abgelegen war. Man glaubt es nicht, aber in einem belebten Umfeld gute Aufnahmen zu filmen mit einer Drohne, ist schier unmöglich. Sobald man anfängt, sein Equipment nur auszupacken und alles vorzubereiten, ist immer mindestens einer dabei, der sich dann so ganz subtil millimeterweise annähert, bis er nah genug da ist, um einen anzuquatschen. Dann geht die Fragerei los, die irgendwann in der entscheidenden Frage gipfelt: „Darf ich mal einen Blick aufs Display werfen?“ Und das wars dann, für den Rest des Flugs klebt dieser Mensch dann auf Tuchfühlung an einem dran. Sobald die Drohne abhebt, weiß wirklich jeder im Umkreis von 100 Metern, dass es was zu Gaffen gibt.

Aus diesem Grund hatten wir damals bei professionellen Filmproduktionen großräumig abgesperrt, aber trotzdem hatten die Aufnahmeleiter alle Hände voll zu tun, aufdringliche Passanten vom Set fernzuhalten. Den meisten Menschen fehlt es einfach an Respekt und auch an Fingerspitzengefühl, wie man mit der Privatsphäre anderer Menschen so umgeht, dass sich der Andere nicht belästigt fühlt. Meistens sind das dann auch die Menschen, die sich beleidigt fühlen und aggressiv reagieren, wenn man sie bittet, einen in Ruhe zu lassen. Die eigene Freiheit hört dort auf, wo des Anderen Freiheit beginnt. Aber weil die meisten Menschen leider nicht nach diesem Grundsatz leben, suche ich mir nur noch Plätze aus, die sehr abgelegen sind. Zum Glück hat die Drohne ohne Wind eine Reichweite von 5000 Metern, natürlich nur, wenn keine Hindernisse dazwischen sind und bei optimalen Bedingungen.

Mit Hilfe von Google Earth habe ich Punta des Pinot gefunden, eine vielversprechende Stelle, weil sie sehr abgelegen war und offenbar ein gutes Motiv darstellte. Allein schon die Fahrt dort hin war wunderschön. Hier ist es wirklich möglich, mehrere Dinge zu vereinen, damit der Spaß schon beim Losfahren beginnt. In Punta des Pinot angekommen war doch sehr überrascht, weil es auf Google Earth nicht erkennbar war, wie steil hier die Küste ist.

Allerdings war es wunderschön und so begann ich, meine Drohne startklar zu machen. Ein wenig mulmig war mir schon, weil der Wind doch ganz schön ums Eck pfiff. Gleich nach dem Start hielt ich die Drohne erstmal in einem stabilen Schwebeflug über der Straße. So konnte ich testen, ob ich gegen den Wind anfliegen konnte. Als ich mir relativ sicher war, dass ich die Drohne stets unter Kontrolle hatte, bin ich raus übers Wasser geflogen. Leider kann ich die Clips hier nicht posten, weil ich das gedrehte Material im Winter schneiden und vertonen möchte.

Hier habe ich ein paar Take Outs des gedrehten Materials zusammengestellt. Ich bin immer wieder überrascht, in welcher Qualität diese kleine Drohne aufzeichnet. Man bedenke, dass die folgenden Bilder keine geschossenen Stills sind, sondern einzelne Frames aus dem gedrehten Material, teilweise sogar Frames aus der Bewegung heraus.

Es ist immer wieder eine Wohltat für die Seele, wenn ich die Bilder sehe. Filmen – fotografieren – Trikefahren, für mich eine unschlagbare Kombination, die mir dabei hilft, meine Schmerzen zumindest teilweise zu verdrängen. Ich kann jedem, der chronische Schmerzen hat, nur dringend raten, nicht in Selbstmitleid zu verfallen sondern die 10 Dinge aufzuschreiben, die einem am meisten Spaß machen. Es werden einige Dinge dabei sein, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich sind und einige, die vielleicht nur noch bedingt möglich sind. Und dann gibt es vielleicht Dinge, die man schon immer mal machen wollte, aber es noch nicht ausprobiert hat. Vielleicht ist gerade jetzt der Zeitpunkt gekommen, auch mal Neues zu beginnen und kreativ darüber nachzudenken, was sich vielleicht kombinieren lässt.

Das Wichtigste ist, nicht aufzugeben und sich von anderen Menschen nicht sagen zu lassen, dass man das Eine oder Andere nicht mehr machen kann. Solche Sprüche sind unverantwortlich und gemein, weil es für jemanden mit chronischen Schmerzen schon schwer genug ist, überhaupt noch Motivation für Irgendetwas aufzubringen. Deshalb lieber unterstützen – aber auch nicht forcieren – sondern wenn ein Kranker einen Plan hat, dann kann man ihm doch einfach etwas Mut zusprechen, anstatt ihn zu demotivieren, oder? Ich bin heilfroh, dass niemand in meinem engsten Kreis so negativ drauf ist.

Nachdem die Akkus meiner Drohne zur Hälfte leer waren, hab ich hier die Zelte abgebrochen und bin schön gemütlich nach Hause gefahren. Ich hab dann meine Pause eingeläutet und hab ein paar Stunden im Liegen verbracht, damit ich später auch noch was mit dem Tag anfangen kann.

Nachdem meine Akkus und die der Drohne wieder geladen waren, hab ich mit Google Earth nach einer interessanten und abgelegenen Stelle gesucht – und natürlich auch gefunden. Die Cala den Sera im Norden von Ibiza sah in Google Earth sehr vielversprechend aus. Außerdem soll es dort eine Ruine geben, die von Künstler bearbeitet wurde. Aber fast noch interessanter war die Straße, die zur Bucht führt. Eine sehr kleine Straße mit unzähligen Kurven der Küste entlang. Ich war sehr gespannt, wie es sich in der Realität darstellt. Na dann mal los.

Der Leuchtturm ganz in der Nähe von Portinatx ist über weite Entfernungen zu sehen, vor allem wenn man von der Seeseite kommt, bei einer Überfahrt von Mallorca kommend. Weit kann es also nicht mehr sein bis Cala den Sera.

Die erwähnte Ruine hatte ich auch gefunden. Von oben sah das Ganze jedoch ziemlich unscheinbar aus.

Bei näherer Betrachtung kamen dann die künstlerischen Werke zum Vorschein. So wird aus einer Ruine auf einmal ein Kunstwerk.

Langsam aber sicher neigte sich die Sonne immer weiter in Richtung Horizont und so war es Zeit für mich, wieder aufzubrechen. Die Rückfahrt war wunderschön, weil es eine traumhafte Lichtstimmung gab. Die Yachten hatten sich schon einen Ankerplatz in den Buchten für die Übernachtung gesichert.

Als ich wieder im Casa Capitano ankam, waren Schorsch und Willy gerade dabei, ein leckeres Thai Abendessen zu kochen. Sie haben mich natürlich eingeladen, aber ich war am Ende und wollte nur noch liegen. Ich hab mich dann eingedampft und bin dann auch bald eingepennt. Cannabis hilft mir wirklich gut beim Einschlafen. Ich wach zwar trotzdem wieder in der Nacht auf, aber die erste Schlafphase ist deutlich länger und hält manchmal sogar bis zu 3 Stunden an. Na dann gute Nacht.

Nach der Schlafphase geht’s dann hier wieder weiter…