Es ist 4.45 Uhr und der Wecker ist trotz der nächtlichen Uhrzeit mutig genug, einen ersten Versuch zu starten, mich mit sanften Klängen der Musik zu wecken. Hahaha, da hab ich den Wecker aber schön verarscht, ich war nämlich schon wach. Klar war ich wach, ich war viel zu aufgeregt um schlafen zu können, weil in nur wenigen Stunden meine Lieblingsinsel in Sichtweite kommen wird. Na dann packen wir’s mal an.

Die Klamotten waren alles andere als trocken, aber zumindest waren sie nicht mehr tropfnass. Na dann ab mit dem muffigen Zeugs in die Mülltüte, damit nicht alles andere auch noch anfängt zu müffeln. Wo ist nur meine Reservierungs-bestätigung von Balearia – der Fähre? Hm, ein Blick auf meine Packliste sollte helfen. Yep, im Rucksack auf der Rückseite und da ist sie auch, brav und eng umschlungen mit dem vorläufigen Ausweis und dem abgelaufenen Reisepass. Da hatten die drei wohl ein Sandwich, hehe. 😆

Jetzt gehen wir alle noch mal aufs Klo und dann reiten wir los. John hat in meinem Bettchen geschlafen…ja woher ist das denn? Genau! Winnitouch lässt grüßen. 😉 Irgendwann war dann wieder alles verpackt und in die Tiefgarage geschleppt, auf dem Trike sicher verstaut und ready to rumble. Das Trike ohne geschlossene Flaps in einer Tiefgarage anzulassen, ist ein besonderes Vergnügen für die zarten Härchen im Gehörgang. Da ist ready to rumble eher eine Verniedlichung. Jedenfalls war jetzt jede Faser meines Körpers hellwach. Noch wacher war ich, als ich bemerkte, dass die Kupplung nur noch so weit trennt, dass man die Gänge gerade noch so einlegen konnte. Na gut, da ich mich zu einem Trip von sagenhaften 800 Metern aufmachte, blickte ich nach vorn und wollte möglichst schnell auf die Fähre.

Im Fährhafen angekommen, hat mich die Kontrolle am Checkpoint erst mal aufgeklärt, dass ich nur eine Reservierung habe und noch kein Ticket. Ich musste also wieder umdrehen und zu dem Gebäude zurück fahren, wo es keine Parkplätze gab. Aber egal, ich hab das Trike einfach auf der Straße stehen gelassen, weil am Freitag meine magischen Kräfte immer sehr eingeschränkt sind, um einen nicht vorhandenen Parkplatz zu finden. Dann bin ich zu Fuß in diesen riesigen Glaspalast und habe meine Reservierung am Counter abgegeben, woraufhin ich dann zwei Tickets bekam. Eins war gleich für die Rückfahrt. Wieder zurück zum Trike war ich sehr überrascht, weil es mir einige Autos gleich getan hatten und ihre Autos einfach auf der Straße stehen ließen. Der Mensch ist so ein Herdentier, wenn der Leithammel es vor macht, macht es der Rest nach. 😁

Dann bin ich also wieder zurück zum Checkpoint und voilà, der Sesam öffnete sich und ich durfte mich nach Anweisung in die Warteschlange zum Einschiffen hinten anstellen. Motor aus und gespannt die Geschehnisse beobachten und auf weitere Anweisungen warten. Die Hafenarbeiter waren natürlich mega begeistert von meinem Trike. Nur schade, dass ich noch nicht so gut spanisch kann. Aber mit einer Mischung aus englisch, spanisch, deutsch und sämtlichen Gliedmaßen hat es zumindest für einen Smalltalk gereicht. Als dann eine weibliche Mitarbeiterin das Rumwichteln angefangen hat, wurde es seltsam. Auf einmal fing die Tante an mir klar zu machen, dass ich ein falsches Ticket habe, weil ich ein Ticket für PKW bräuchte.

Ich hatte aber gleich zu Beginn meiner Reisevorbereitungen eine Email an Balearia geschickt, weil ich bei der Online-Reservierung nicht wusste, welches Fahrzeug ich auswählen soll. Die Auswahl Trike gab es leider nicht. Weil ich vermutet hatte, dass auch der Begriff Trike nicht wirklich aufschlussreich ist, hatte ich an die Email zwei Bilder des Trikes drangehängt. Somit sollte eigentlich alles klar sein. Die Antwort auf meine Email war unmissverständlich:

Nun wollte ich also diese Email dieser grantigen, oberschlauen Tante zeigen, aber was soll ich sagen, mein Outlook hat einfach nicht funktioniert. Es gibt keine logische Erklärung dafür, aber es war einfach nicht möglich Outlook zu starten. Dann dachte ich mir, dass ich ja mit Webmail auf meine Emails zugreifen kann. Das hat auch funktioniert, ABER diese ominöse Email war in einem Ordner, der in meiner Ordnerliste aus unerklärlichen Gründen nicht angezeigt wurde. Also ganz egal wie ich es anstellte, es war mir nicht möglich diese beknackte Email zu zeigen.

Also musste ich wieder zurück zum Glaspalast, das Trike wieder auf der Straße stehen lassen und erneut zum Counter. Nun habe ich versucht zu erklären, dass ich ein Ticket für einen PKW brauche. Das Mädel hat mich dann nach dem Hersteller gefragt, als ich „Boom“ sagte, hat sie geguckt wie ein Auto und geantwortet, dass es keinen solchen Hersteller gibt. Ach, was du nicht sagst, ich musste mich wirklich beherrschen, dass ich diesen Scheißladen nicht anfange zu zerlegen. Ich sagte ihr, dass sie das jetzt einfach so „B – O – O – M“ schreiben soll, damit die Sache jetzt endlich erledigt ist. Das hat sie dann auch gemacht und nun musste ich 127,- EUR nachzahlen, für etwas, was ich im Vorfeld geklärt hatte und jetzt aus unerklärlichen Gründen nicht belegen kann. Thank you Lord, FU!

Jetzt wieder zurück zum Trike laufen, mir lief vor Schmerzen schon der Schweiß in die Augen. Hopplahopp wieder zum Checkpoint, da hat mir dann der Officer klar gemacht, dass diese schwindlige Tante eine Bitch ist, worauf ich ihm gesagt habe, das sie overstressed and underfucked ist. Da hat er sich weggeschmissen und mir nen Daumen hoch gegeben. 😂 Inzwischen war kein Auto mehr auf dem Platz, weil alle schon eingeschifft waren. Die winkende Bitch hab ich einfach links liegen und mich am Arsch lecken lassen und bin geradewegs zur Laderampe gefahren, wo mich die freundlichen Hafenarbeiter wieder empfangen haben. Die haben mich gleich auf der Fähre eingewiesen und was die running Bitch jetzt macht, ging mir ganz entspannt an der Falte vorbei. Frauen in Uniform sind einfach wie die Pest am Arsch.

Mein Trike war in bester Gesellschaft, auch wenn Ferrari nur meine zweite Wahl ist und er keinem Lamborghini das Wasser reichen kann. 😉

Ich verzog mich dann nach oben in die erste Klasse, weil ich mir das gegönnt habe nach dieser doch etwas verzehrenden Fahrt. Als ich das Horn hörte, wusste ich, dass ich in Sicherheit war und außer Reichweite von Running Bitch. 😁

In ca. 2 Stunden bin ich wieder in Ibiza, ich kanns kaum erwarten. Mir wurde ein Kaffee serviert, der wirklich gut tat nach all der Aufregung am frühen Morgen. Die zwei Stunden vergingen wie im Flug und schließlich war Es Vedra in Sicht.

Die Fähre fuhr nach Ibiza Stadt und so kam ich schon auf der richtigen Seite der Insel an, auf der Seite von Santa Eularia. Beim Verlassen der Fähre wurde ich an einem Checkpoint gefragt, ob ich geimpft bin oder einen PZR-Test gemacht habe. Als ich beides verneint habe, bekam ich einen Zettel in die Hand, wo ich mich innerhalb 48 Stunden melden muss, um einen PZR-Test zu machen. Als Deutscher wäre das eigentlich nicht erforderlich gewesen, aber weil ich nicht per Flugzeug direkt aus Deutschland kam, sondern über das Festland wie die Spanier, werde ich auch wie ein Spanier behandelt. Na gut, dann ist das halt so.

Ich bin dann erst mal nach Santa Eularia gefahren, weil ich erst mal ankommen wollte und auspacken, vor allem die nassen Sachen, die wirklich langsam anfingen zu modern. Schorsch hat mir dann geschrieben, dass er gegen Mittag hier sein wird, weil er noch auf Formentera ist. Ich werde auch gegen Mittag dort sein, dann passt das ja. Leider musste ich dann doch noch bis 14 Uhr warten, bis Schorsch hier ankam. Allerdings hat mir Bine, ein liebes Mädel und Stammgast im Casa Capitano, einen Kaffee gemacht. Außerdem habe ich mich blendend mit ihr unterhalten, weil wir doch sehr ähnliche Interessen haben und auch viele Ähnlichkeiten im Business und Privaten erlebt hatten.

Nichts desto trotz wollte ich einfach nur noch richtig ankommen, mit allem Drum und Dran und das Gefühl haben, dass ich jetzt Feierabend habe. Als Schorsch dann hier war, habe ich mein ganzes Gerümpel aufgeräumt, die nassen Sachen endlich zum Trocknen aufgehängt und mich einfach nur gefreut, dass ich morgen nicht wieder weiter muss. Wenn ich jetzt so zurück denke, war es doch alles recht anstrengend und eigentlich kontraproduktiv zu meinen Schmerzen. Aber dann auch wieder nicht, weil ich endlich wieder was erlebt habe und vor allem ein tolles Erfolgserlebnis habe, das ich schon sehr lange nicht mehr hatte. Man kann sich nicht einfach immer nur dem Schmerz hingeben, sonst hört man auf zu leben und überlebt nur noch. Aber trotzdem bin ich jetzt froh, dass ich angekommen bin und morgen erst mal nichts muss. Na ja, das stimmt so auch nicht, weil ich ja noch ins Krankenhaus Can Misses muss, um den PZR-Test zu machen.

Na dann, hasta pronto und hier geht’s dann bald weiter…